Samstag, 29. Januar 2011

Buchauszug: Der Tarot von Henri Birven

Die Methode der Befragung des Tarot
Man muß sich von vornherein darüber klar sein, daß es keine allgemeingültige Regel für die praktische Operation der Befragung des Tarot gibt. Wir wollen deshalb an dieser Stelle eine Methode angeben, die Oswald Wirth in seinem großen Werk über den Tarot wiedergibt, eine Methode, die dieser selbst von Stanislas de Guaita erhielt, der sie wiederum von dem bekannten Romancier Joséphin Péladan übernahm. Diese Methode zeichnet sich gegenüber anderen gleicherweise durch ihre Logik und ihre Einfachheit aus.

Nachdem die Frage gestellt ist, wird die Antwort von vier Arcana gegeben, die nacheinander aus dem Tarot herausgezogen werden, wie unten angegeben.

Das zuerst gezogene Arcanum wird als bejahend angesehen. Es spricht zugunsten der Sache und bezeichnet in einer allgemeinen Weise, was dafür ist.

Dagegen ist das als zweites gezogene Arcanum verneinend und stellt dar, was dagegen ist.

Das als drittes herausgekommene Arcanum stellt den Richter dar, der die Sache erörtert und das Urteil bestimmt.

Dieses selbst wird von dem als letztes gezogenen Arcanum gesprochen.

Ein fünftes Arcanum erhellt vollends das Orakel, das es zusammenfaßt, denn diese fünfte Karte hängt von den vier gezogenen ab. Eine jede von diesen trägt ihre Zahl, ihre Nummer im Tarot. (Der Narr zählt dabei 22). Diese vier Zahlen werden addiert, und deren Zahl gibt die Nummer des fünften Arcanums. (Ist diese Zahl höher als 22, so wird ihre Quersumme gebildet, die dafür eintritt, z. B. 25 hat die Quersumme 2 + 5 = 7; 33 hat die Quersumme 3 + 3 = 6 usw.)

Zunächst also muß die Frage des Ratfragenden sinnvoll und deutlich formuliert werden. Nur so kann auch eine sinnvolle und deutliche Antwort erwartet werden. Der Operator mischt alsdann die 22 Arcana und fordert den Ratfragenden auf, ihm ohne Besinnen eine Zahl zu nennen, die jedoch nicht über 22 sein darf. Die so besinnungslos genannte Zahl gibt an, wieviel Karten von dem Spiel abzuheben sind. Die hierbei zuletzt abgehobene Karte wird aufgedeckt, sie gilt als das affirmierende, bejahende Arcanum. Die Nummer, die diese Karte trägt, wird aufgeschrieben. Dann werden alle 22 Karten erneut gemischt und der Ratfragende gibt wiederum eine Zahl an. Wiederum werden entsprechend viele Karten abgehoben und die letzte umgeschlagen. Sie stellt das verneinende Arcanum dar, ihre Nummer wird aufgeschrieben. Zum dritten Mal wird das ganze Spiel gemischt, eine Zahl genannt, entsprechend abgehoben und umgeschlagen. So erhält man den „Richter", dessen Kartennummer aufgeschrieben wird. In gleicher Weise wird zum vierten Mal verfahren, um das „Urteils-Arcanum" zu erhalten.

Nun bleibt nur noch das Arcanum zu bestimmen, das aus den vier erhaltenen Arcana die „Synthese" liefert. Zu diesem Zweck addiert man die aufgeschriebenen Nummern der vier Arcana. Deren Summe gibt die Nummer der Karte an, die als Synthese zu gelten hat. Dabei steht 22 für den Narren. Ist aber die Summe größer als 22, so ist ihre Quersumme für die Synthese zu ziehen, z. B. 38: 3 + 8 =11. Die so ermittelten Arcana werden in Form eines Kreuzes ausgebreitet.

Es ist also zu beachten, daß die Bejahung auf alles das hinweist, was günstig ist und was sich zu tun empfiehlt, auf welche Eigenschaft, welche Tugend, welchen Freund und Helfer man rechnen kann. Demgegenüber bezeichnet die Verneinung alles, was feindlich und ungünstig ist, was man vermeiden oder fürchten muß, den Fehler, das Laster, den Feind, die Gefahr, die verderbenbringende Versuchung.

Erörtert man dann in der Diskussion an Hand des 3. Arcanums die Lage, so fällt Licht auf den zu fassenden Entschluß. Das Urteil gibt unter Abwägung des Für und Wider mit Zuhilfenahme der Synthese den Grad der Aussicht für die Realisation, für das Gelingen oder Mißlingen der beabsichtigten Unternehmung, so daß der Ratfragende in die Lage versetzt ist, seinen wahren Willen zu erkennen und zu erkönnen. Denn der wahre Wille kann sich erst bilden, wenn er frei von allen Leidenschaften den Weg zum Ziel überschaut. Man hat also vor allen Dingen bei der Synkrise von Für und Gegen herauszubekommen, in welchem Punkt die Verneinung im einzelnen Fall der Bejahung entgegen ist.

Man hat damit zu rechnen, daß mitunter eine Lösung aussichtslos erscheint. In diesem Fall empfiehlt es sich, das Verfahren von neuem zu beginnen, wobei eventuell die Fragestellung zu modifizieren ist. Zwei Beispiele mögen das Gesagte kurz erläutern: Nehmen wir an, der Ratfragende sei ein Mann, der durch Krieg und Gefangenschaft aus seiner Karriere geworfen worden sei und vor dem Dilemma steht, ob er trotz seiner jahrelangen Unterbrechung und Entfremdung seine wissenschaftlichen Studien von neuem aufnehmen oder resignieren soll, um sich mit einem praktischen Broterwerb zu begnügen. Eine Befragung des Tarot soll seine Intuition anstacheln, daß er sich zu einer klaren Entscheidung entschließen kann. Er habe nach Vorschrift die vier Zahlen der Reihe nach unter Ausschluß jeder Überlegung angegeben, so daß die folgenden 4 Arcana aufgedeckt worden sind:

1. Gerechtigkeit — 2. Wagen — 3. Teufel — 4. Eremit.
Die Nummern dieser Karten (8, 7, 15, 9) geben addiert 39.
Quersumme: 3+9=12. Die Synthese ist also 12, der Gehängte.

Bejahung: die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit ist einwandfrei dafür, daß der Mann sein wissenschaftliches Studium, wenn er darin seine wahre Bestimmung und seinen Beruf erblickt, durchführt. Sie verspricht ihm sein wahres seelisches Gleichgewicht durch die Erkenntnis seines wahren Willens und die Bejahung desselben.

Verneinung: Der Wagen, der von zwei auseinanderstrebenden Kräften, dem höheren idealen Streben und den niederen materiellen Trieben, hin und her gerissen wird, weist auf die großen Schwierigkeiten und Konflikte hin, die diesen Entschluß unaufhörlich bedrohen, die Beharrlichkeit des Willens zu zermürben suchen und unseren Mann noch vor dem Ziele zum Scheitern bringen können.

Richter: Der Teufel unterstützt in der Diskussion die Verneinung, er ist der Geist, der stets verneint, das Prinzip der Materialität, das den Geist von seinem „Urquell" abzuziehen sucht. Aber derselbe Geist ist auch „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Indem er den Willen zu brechen sucht, wird dieser nur umso reiner und stärker, wenn er über die Versuchung triumphiert.

Urteil: Der Eremit, der Einsiedler in der Wüste, kommt hier wie gerufen, um durch sein Beispiel diese Wirkung des Bösen für das Zustandekommen des Guten zu erhärten (vgl. die Versuchung Christi in der Wüste). Ein hohes Ziel kann nur durch beharrlichen, unbeugsamen Willen erreicht werden. Vor die Arete, die Tüchtigkeit, haben die Götter den Schweiß gesetzt. Unser Mann wird sein Ziel erreichen, wenn er wie der Eremit Entsagung von den trügerischen Versprechungen der Welt zu üben imstande ist und, was die Synthese in diesem Falle, der Gehängte, bedeutungsvoll anzeigt, Opfer zu bringen bereit ist. Wenn unser Mann die symbolischen Ratschläge des Tarot zu seinem Charakter macht, so wird er Erfolg haben.

Kundenrezension: Das Kronjuwel der Unterscheidung von Shankaracharya

Rezension von Herrn Reinhold Bertscheit aus Augsburg:

Das Buch ist eines der schönsten Bücher, die ich habe. Die Aufmachung des Buches ist phantastisch, es liegt wunderbar in der Hand. Wie könnt Ihr so schöne Bücher machen, zu so einem günstigen Preis? Allein das Buch in der Hand zu halten, ist eine große Freude.

Auch die Kommentare zu Shankaras Versen sind großartig. Sie sind eine Art „Ruminatio“, um nochmals den Vers „wiederzukäuen“.

Und die Idee, den Original-Sanskrit-Test im hinteren Teil mit abzudrucken ist auch Klasse. Leider kann ich nicht Sanskrit, aber allein wenn man die Form der Verse betrachtet, kann man in Ekstase geraten und will sofort Sanskrit lernen. Das ist ja eine unglaubliche Sprache, eine „Sprache der Götter“.

Und SHANKARA ist sowieso ein Geistesriese. Er hat alles durchdacht, ohne technische Hilfsmittel, ohne wissenschaftliche Versuchsanordnungen. Jeder Naturwissenschaftler, der irgendeinen Unfug behauptet, z.B. wie die Gehirnforscher – „Der Mensch ist sein Gehirn“ – oder Richard Dawkins, der angeblich bewiesen hat, dass Gott nicht existiert, sollten erst einmal ein paar Verse von SHANKARA lesen.

Ich war so traurig, als das Buch zu Ende war. Aber klar, es ist ein „ewiges Buch“ und ich werde es deswegen nach einer gewissen Zeit (bis sich die Gedanken SHANKARAs in mir „gesetzt“ haben) erneut lesen.

Montag, 17. Januar 2011

Buchauszug: Poesie des Vedanta von Sri Shankaracharya

Kurzbiografie von Shankaracharya


Für Shankaracharyas zeitlose Bedeutung als Philosoph, Reformator und Mystiker sprechen die vielen Biografien, die über tausend Jahre nach ihm von indischen und westlichen Autoren, zum Teil erst in den letzten zehn Jahren, veröffentlicht wurden. Vieles im Leben Shankaracharyas ist legendär. Nur weniges erscheint historisch gesichert. Auch die von den Gelehrten überwiegend anerkannte Lebensspanne (788–820 A.D.) wird von manchen um Jahrhunderte früher angesetzt. Unbestritten ist die Tatsache, dass sein Wirken in eine Zeit geistigen Umbruchs fällt.

Wichtig sind für den westlichen Leser die geistige Hinterlassenschaft, die Lehren des erleuchteten Shankaracharya über die Philosophie des Advaita-Vedanta, die Wissenschaft von der Absoluten Wirklichkeit und der Identität des Selbst aller Lebewesen mit dem Absoluten. Wir beschränken uns in der Folge auf die allgemein anerkannten Angaben über das Leben des großen Meisters im alten Indien.

Geburt und Jugend
Shankaracharya (Meister Shankara) – auch Bhagavatpada oder nur Shankara genannt - wurde 788 n.Chr. in die orthodoxe Priesterfamilie der Nambudaris im Dorf Kaladi, Kerala, Südindien, geboren. Sein Vater hieß Shivaguru, seine Mutter Aryambal.

Schon im zarten Alter zeigte Shankara seine überragende Geisteskraft. Dank seines außergewöhnlichen Gedächtnisses konnte er lange Sanskrit-Texte nach nur einmaligem Anhören vollständig wiedergeben. Die Biografen Shankaras - Madhava und Anandagiri -
erzählen von vielen Ereignissen in seiner Jugend, die das große geistige Potential und seine philosophisch-mystische Veranlagung erkennen ließen.

Noch nicht 16-jährig hatte Shankara das Studium der gesamten vedischen Literatur mit Auszeichnung abgeschlossen. Äußerst interessiert an Philosophie und inneren Werten entschloss er sich, Mönch zu werden und die Wahrheit über die Welt und Gott in unmittelbarer, mystischer Erfahrung zu erkennen.

Auf der Suche nach einem erleuchteten Meister fand er Govinda Bhagavatpada, der am Fluss Narmada in Zentralindien mit seinen Schülern lebte. Dort übte sich Shankara in geistigen Disziplinen und vertiefte sich ins Studium der Upanishaden und anderer mystischer Lehren. Durch die harte Schule des Meisters erreichte er in kurzer Zeit das Ziel seines geistigen Strebens. Sodann beauftragte ihn Govinda Bhagavatpada, die Lehre des Advaita - der Einheit der Seele mit Gott, dem Absoluten Bewusstsein - in ganz Indien den Menschen aller Schichten und Stände zu vermitteln.

Verbreitung der Advaita-Lehre
Im Wallfahrtsort Badrinath - in den Himalayas -, verfasste Shankara zunächst ausführliche Kommentare zu den drei wichtigsten Werken der vedantischen Literatur: den Brahma-Sutras, den 10 älteren Upanishaden und zur Bhagavad-Gita. Darin legte er seine Erkenntnis nieder, dass die individuelle Seele und das Absolute Bewusstsein in ihrer Essenz ein und dasselbe sind.

Da die Menschen im Indien der damaligen Zeit schriftgelehrten Philosophen und Meistern gegenüber Herzoffenheit und Lernbereitschaft entgegenbrachten, nutzte Shankara sein Genie nicht allein im Unterweisen ehrfurchtsvoller Schüler. Er setzte sich als Lebensziel, den Leitern sämtlicher philosophischen Schulen, welche die Einheit der Seele mit Gott nicht erfassten und die Menschen in die Irre führten, durch philosophische Debatten das tiefere Verständnis zu ermöglichen. Wohl aus diesem Grund ist Advaita-Vedanta im heutigen Indien so weit verbreitet.

Mit diesem Ziel vor Augen reiste Shankara durch ganz Indien, von Stadt zu Stadt, und verbreitete seine Lehre. Neben seiner intellektuellen Arbeit setzte er Hunderte von Tempeln instand und errichtete Klöster und Akademien für Philosophie. Von manchen wurde er als religiöser Rebell verachtet. Den meisten Menschen Indiens aber schenkte er Hoffnung. Sie gewannen durch ihn die Aussicht, dass jeder, der sich im Geist der alles Leben und alle Existenz durchdringenden göttlichen Gegenwart zuwendet, diese im Inneren zu erfahren und erkennen vermag. Daher wurde er als „Meister“ (Acharya) und sogar „Welten-Lehrer“ (Jagad-Guru) bezeichnet.

Im Anschluss an seine schriftlichen Kommentare zu den drei vedantischen Hauptwerken verfasste der Meister inhaltlich übersichtliche philosophische Lehrbücher in einer für den Laien verständlichen, aber hoch poetischen Sprache. Dazu gehören: Vivekacudamani (Kronjuwel der Unterscheidung), Atma-Bodha (Selbst-Erkenntnis), Sarva-Vedanta-Siddhanta-Sara-Sangraha (Zusammenfassung der Kernlehren aller Upanishaden), Upadesha-Sahasri (Tausend Lehrsätze) und viele andere. Sein literarischer Nachlass umfasst zehn Bände in Devanagari-Silbenschrift. Manche Werke, die Shankara zugeschrieben werden, sind vielleicht von seinen Nachfolgern verfasst worden. Nichtsdestotrotz kommt in allen Werken seiner Tradition ein mächtiger vedantischer Geist zutage, der ohne Zweifel bei Shankara selbst seinen Anfang hat.

Am Ende seines kurzen Erdenlebens - Shankara waren nur 32 Jahre beschieden - hatte er der Advaita-Lehre ein derart solides Fundament gegeben, dass sie in den 1200 Jahren, die seither vergangen sind, nichts an ihrer ursprünglichen Bedeutung verloren hat.

Sonntag, 16. Januar 2011

Biografie: Mutter Meera

Mutter Meera – Wikipedia: "Mutter Meera
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Mutter Meera (* 26. Dezember 1960 in Chandepalle, Bundesstaat Andhra Pradesh, Indien) ist eine in Deutschland lebende Inderin, die ihre Anhänger als Avatara bezeichnen. Ihr Geburtsname ist Kamala Reddy.
Im Alter von sechs Jahren soll sie ihre erste Erfahrung des Samadhi gemacht haben. Ihr Onkel Bulgur Venkat Reddy traf sie, als sie 12 Jahre alt war, zum ersten Mal und erkannte in ihr das Mädchen seiner Visionen. In ihm wuchs die Überzeugung, dass sie die göttliche Mutter sei, und er nahm sich ihrer an. 1974 brachte er sie erstmals zum Sri-Aurobindo-Ashram in Pondicherry, dessen Mitglied er war. Einige Monate später brachte er sie dann auf eine Mädchenschule, wo sie etwa zwei Jahre blieb.
1976 kehrte sie nach Pondicherry zurück. Dort traf sie die ersten Besucher aus dem Westen und begann Darshan zu geben. 1979 wurde sie von ihren ersten Anhängern nach Montreal in Kanada eingeladen, wo sie bei größeren Audienzen Darshan gab und mehrfach wieder hinreiste. 1981 besuchte sie Deutschland, wo sie sich ein Jahr später niederließ und einen Deutschen heiratete. Gegenwärtig gibt sie Darshan auf Schloss Schaumburg in Balduinstein.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Buchauszug: Das mystische Ich von Joel S. Goldsmith

„Ich vermag alle Dinge...“
Die einzige Voraussetzung für ein geistig fruchtbares
Leben ist dieses bewusste Verweilen in jener Gegenwart.
„Ich vermag alle Dinge.“ Heißt das, dass ich so
groß bin? Nein, ich vermag alle Dinge durch Seinen
Geist in mir. Ich vermag alles durch Christus, der in mir
wohnt. Ich vermag alles, weil Sein Geist in mir ist und
sich immer und immer wieder wahrnehmen lässt:
„Fürchte dich nicht; Ich bin bei dir. Ängstige dich nicht;
Ich bin bei dir. Ich werde dich nicht verlassen.“
Das ist die Gegenwart Gottes, die zu mir gesprochen
hat und jetzt zu dir spricht aus deinem Innern,
nachdem du diese Wahrheit der Schrift betrachtet hast,
dass Ich der Weg ist. Die Gegenwart des Ich in dir ist
tatsächlich der Weg. Wenn du den Sohn Gottes in dir
auferweckst, hörst du: „Ich will dich nicht verlassen. Ich
bin gekommen, damit du das Leben in Fülle haben
sollst.“

Wenn wir diesen Sohn Gottes so in uns auferweckt
haben, sind wir Kinder Gottes, Erben Gottes und führen
ein Leben, ohne dass wir uns darum abmühen, nicht
durch Macht oder Stärke, sondern durch jenen Geist in
uns. Niemals können wir wieder in die Versuchung kommen
zu glauben, wir müssten irgendetwas anderes demonstrieren
als die ständige Verwirklichung eben jener
Gegenwart, die in uns wohnt, weil Sie ja die Form der
Erfüllung annimmt.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Video: Sarada Devi, the Holy Mother

Buchauszug: Holy Mother von Swami Nikhilananda

Die frühen Tage

Sarada Devi wurde in einer armen Brahmanenfamilie in Jayrambati, einem entlegenen Dorf Bengalens, geboren. Das Dorf liegt an der südostlichen Grenze des Bankura Distrikts, ungefähr sechzig Meilen nordwestlich von Kalkutta. Der Amodar, ein kleiner Fluß, der das ganze Jahr über klares, fischreiches Wasser führt, fließt am nördlichen Rand des Dorfes. Hier badete Sarada Devi in ihrer Kindheit mit ihren kleinen Brüdern und ihrer Schwester. Sie nannte ihn "unseren Ganges". Von zwei kleinen Halbinseln wurde die eine als Begräbnisstätte genutzt, die andere auf der Banyan, Mango und andre große Bäume wuchsen, wurde später zum beliebten Meditationsplatz einiger Schüler Ramakrishnas.

Verglichen mit dem übrigen Distrikt ist Jayrambati relativ fruchtbar. Riesige Felder umgeben es nach allen Seiten. Hart arbeitende Dorfbewohner pflanzen Reis, Kartoffeln, Gewürze und mancherlei Gemüse. Zu Sarada Devis Zeit wurde auch Baumwolle gepflanzt. Mit Grundnahrungsmitteln konnten sich die Dorfbewohner selbst versorgen. Doch andere nötige Dinge wie Kleidung, Salz und Öl mussten sie in den Nachbardörfern kaufen, wo sie auch ihre überschüssigen Nahrungsmittel verkauften. Obwohl Bankura für Malaria und Nahrungsmittel bekannt war, waren in Jayrambati die Menschen im letzten Jahrhundert ziemlich gesund und wohlhabend.

Das Dorf besaß mehrere Wasserbecken, die es mit Wasser zum Baden, Waschen, Trinken und für andere Zwecke versorgten. Zur Zeit von Sarada Devis Geburt war es nicht leicht zu erreichen. Wer aus Kalkutta kam, musste durch weite Felder und auf einsamen, oft von Straßenräubern belagerten Wegen wandern oder in Sänften getragen werden. Heute gelangt man motorisiert nach Jayrambati.

Die Geburt eines Heiligen oder eines göttlichen Menschen wird oft mit übernatürlichen Wundern in Zusammenhang gebracht, und es gibt diesbezüglich zwei Legenden über Sarada Devis Geburt.

Als Shymasundari eines Tages von einem Besuch in ihrem Elternhaus nach Jayrambati zurückkehrte, saß sie in einem Hain unter einem Baum. Plötzlich hörte sie ein Klingeln und sah ein kleines Mädchen vom Baum heruntersteigen. Zärtlich umschlang das Mädchen ihren Hals. Daraufhin schwanden Shymasundari die Sinne. Sie blieb lange bewusstlos und ihre Verwandten brachten sie heim. Sie empfand, daß das Mädchen in ihren Schoss eingegangen war.

Damals weilte Ramachandra Mukherjee in Kalkutta. Vor seiner Abreise von Jayrambati sah er während seines Mittagsschlafs in einem lebhaften Traum eine junges Mädchen von goldener Hautfarbe und ungewöhnlicher Schönheit zärtlich seine Arme um seinen Hals legen. Ihren kostbaren Schmuck bemerkend, fragte er, wer sie sei. Mit melodischer Stimme antwortete sie: "Du siehst, ich bin in Deine Familie gekommen." Nach seiner Rückkehr von Kalkutta erzählte ihm seine Frau von ihrer Vision, und das einfache Paar hatte keinen Zweifel an der Echtheit der beiden Erlebnisse. Sie waren überzeugt, dass eine Gottheit in ihrer Familie geboren werden würde. Bis zur Geburt des Kindes berührte der Mann seine Ehefrau nicht.

Am Donnerstag, dem 22. Dezember 1853, erblickte die älteste Tochter Ramachandras und Shymasundaris das Licht der Welt. (An dem Ort, wo sie geboren wurde, steht nun ein weißer Tempel, der am 19. April 1923 von Swami Saradananda, dem damaligen Sekretär des Ramakrishna Maths und der Mission eingeweiht wurde.)

Aus unserem Fotoarchiv: Sarada Devi, the Holy Mother