Die frühen Tage
Sarada Devi wurde in einer armen Brahmanenfamilie in Jayrambati, einem entlegenen Dorf Bengalens, geboren. Das Dorf liegt an der südostlichen Grenze des Bankura Distrikts, ungefähr sechzig Meilen nordwestlich von Kalkutta. Der Amodar, ein kleiner Fluß, der das ganze Jahr über klares, fischreiches Wasser führt, fließt am nördlichen Rand des Dorfes. Hier badete Sarada Devi in ihrer Kindheit mit ihren kleinen Brüdern und ihrer Schwester. Sie nannte ihn "unseren Ganges". Von zwei kleinen Halbinseln wurde die eine als Begräbnisstätte genutzt, die andere auf der Banyan, Mango und andre große Bäume wuchsen, wurde später zum beliebten Meditationsplatz einiger Schüler Ramakrishnas.
Verglichen mit dem übrigen Distrikt ist Jayrambati relativ fruchtbar. Riesige Felder umgeben es nach allen Seiten. Hart arbeitende Dorfbewohner pflanzen Reis, Kartoffeln, Gewürze und mancherlei Gemüse. Zu Sarada Devis Zeit wurde auch Baumwolle gepflanzt. Mit Grundnahrungsmitteln konnten sich die Dorfbewohner selbst versorgen. Doch andere nötige Dinge wie Kleidung, Salz und Öl mussten sie in den Nachbardörfern kaufen, wo sie auch ihre überschüssigen Nahrungsmittel verkauften. Obwohl Bankura für Malaria und Nahrungsmittel bekannt war, waren in Jayrambati die Menschen im letzten Jahrhundert ziemlich gesund und wohlhabend.
Das Dorf besaß mehrere Wasserbecken, die es mit Wasser zum Baden, Waschen, Trinken und für andere Zwecke versorgten. Zur Zeit von Sarada Devis Geburt war es nicht leicht zu erreichen. Wer aus Kalkutta kam, musste durch weite Felder und auf einsamen, oft von Straßenräubern belagerten Wegen wandern oder in Sänften getragen werden. Heute gelangt man motorisiert nach Jayrambati.
Die Geburt eines Heiligen oder eines göttlichen Menschen wird oft mit übernatürlichen Wundern in Zusammenhang gebracht, und es gibt diesbezüglich zwei Legenden über Sarada Devis Geburt.
Als Shymasundari eines Tages von einem Besuch in ihrem Elternhaus nach Jayrambati zurückkehrte, saß sie in einem Hain unter einem Baum. Plötzlich hörte sie ein Klingeln und sah ein kleines Mädchen vom Baum heruntersteigen. Zärtlich umschlang das Mädchen ihren Hals. Daraufhin schwanden Shymasundari die Sinne. Sie blieb lange bewusstlos und ihre Verwandten brachten sie heim. Sie empfand, daß das Mädchen in ihren Schoss eingegangen war.
Damals weilte Ramachandra Mukherjee in Kalkutta. Vor seiner Abreise von Jayrambati sah er während seines Mittagsschlafs in einem lebhaften Traum eine junges Mädchen von goldener Hautfarbe und ungewöhnlicher Schönheit zärtlich seine Arme um seinen Hals legen. Ihren kostbaren Schmuck bemerkend, fragte er, wer sie sei. Mit melodischer Stimme antwortete sie: "Du siehst, ich bin in Deine Familie gekommen." Nach seiner Rückkehr von Kalkutta erzählte ihm seine Frau von ihrer Vision, und das einfache Paar hatte keinen Zweifel an der Echtheit der beiden Erlebnisse. Sie waren überzeugt, dass eine Gottheit in ihrer Familie geboren werden würde. Bis zur Geburt des Kindes berührte der Mann seine Ehefrau nicht.
Am Donnerstag, dem 22. Dezember 1853, erblickte die älteste Tochter Ramachandras und Shymasundaris das Licht der Welt. (An dem Ort, wo sie geboren wurde, steht nun ein weißer Tempel, der am 19. April 1923 von Swami Saradananda, dem damaligen Sekretär des Ramakrishna Maths und der Mission eingeweiht wurde.)
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