Fr: Swami, „Wer bin ich?“ Wie erreiche ich die Erlösung?
M: Wenn Sie die Suchfrage „Wer bin ich?“ unaufhörlich
in sich selbst verfolgen, dann finden Sie Ihr wahres
Selbst und damit die Erlösung.
Fr: Wer bin ich also?
M: Das wirkliche „Ich“, das wahre Selbst, ist weder der
Körper noch einer der fünf Sinne noch die Sinnesobjekte,
weder die Tätigkeitsorgane, noch prana, die
Lebenskraft, noch der Geist, aber auch nicht der Zustand
des Tiefschlafs, indem Sie von all diesem
nichts wissen.
Fr: Wenn ich also nichts von all diesem bin – was bin ich
sonst?
M: „Ich“ ist DAS, was allein zurückbleibt, nachdem alles
eben Erwähnte durch die Feststellung ausgeschaltet
worden ist: „Dies ist nicht ich.“ Und Es ist Bewusstsein.
Fr: Was ist das Wesen dieses Bewusstseins?
M: Es ist sat-cit-ananda, Sein-Bewusstsein-Seligkeit, in
dem es auch nicht die leiseste Spur des Gedankens
„ich“ mehr gibt. Es wird auch mouna, das Große
Schweigen, und Atman, das Selbst, genannt. DAS ist
das Eine, was ist! Die Drei – Welt, Ego und Persönlicher
Gott – sind, wenn sie als voneinander gesonderte
Wesenheiten angesehen werden, Illusion, wie
Perlmutter manchmal Silber zu sein scheint. Als
Sivasvarupa oder Atmasvarupa – das wahre Wesen
Sivas oder des Selbst – sind sie die Eine wahre
Wirklichkeit.
Fr: Wie können wir diese wahre Wirklichkeit erfahren?
M: Wenn das „Gesehene“ – die äußeren Objekte – verschwinden,
dann wird das wahre Wesen des „Sehers“
– des Subjekts – verwirklicht.
Fr: Kann man es nicht verwirklichen, während man die
Objekte wahrnimmt?
M: Nein. Denn das Wesenhafte und die Phänomene –
der Schein – verhalten sich zueinander wie das Seil
und die Schlange, die man in ihm zu sehen glaubt.
Bevor man nicht von der Täuschung einer Schlange,
die die Tatsache überlagert, befreit worden ist, kann
man nicht wahrnehmen, dass es sich in Wirklichkeit
nur um ein Seil handelt.
Fr: Wann verschwinden die äußeren Objekte?
M: Sie verschwinden, wenn der Geist verschwindet, der
die Ursache aller Gedanken und Tätigkeiten ist.
Fr: Was ist das Wesen des Geistes?
M: Der Geist besteht lediglich aus Gedanken; er ist eine
Energieform. Er tritt als die Objekte – die Welt – in
Erscheinung. Sinkt er ab, dann wird damit das Selbst
verwirklicht. Strebt er nach außen, dann erscheint die
Welt und das Selbst wird nicht wahrgenommen.
Fr: Wie verschwindet der Geist?
M: Nur infolge der Suchfrage „Wer bin ich?“ Dieses Forschen
ist zwar zunächst auch ein mentaler, ein geistiger
Vorgang, er zerstört aber auf die Dauer alle
mentalen Vorgänge einschließlich seiner selbst, so
wie der Stock, mit dem der brennende Scheiterhaufen
zurechtgeschoben wird, mitverbrennt, wenn das
Feuer Holz und Leiche verzehrt. Damit erreicht man
die Erkenntnis, die Verwirklichung des Selbst. Damit
wird der „ich“-Gedanke – das Empfinden, eine bestimmte
Persönlichkeit zu sein – aufgelöst; der Atem
und andere Funktionen der Lebenskraft sinken ab.
Individualitätsempfinden und Atem (als materieller
Ausdruck von prä§a, der Lebenskraft) haben eine
gemeinsame Quelle. Was Sie auch tun: Tun Sie es
ohne Ego-ismus, das heißt ohne das Empfinden „Ich
tue dies“. In diesem Zustand wird selbst die eigene
Frau als Mutter des Alls angesehen. Wahre Hingabe
– bhakti – ist die Auslieferung des „Ich“ an das
Selbst.
Auszug aus dem Buch Sri Ramana Maharshi - Im Lotus des Herzens von Satyamayi (mehr...)
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